"Können so schnell nicht reagieren"

07.03.2017

Besichtigung auf dem Hof Schulze zur Wiesch zeigte Teilnehmern Probleme der Aufzucht auf – Verlässliche Politik erwünscht

 

Massentierhaltung gleich Tierquälerei: Diesem in der Bevölkerung oft vorherrschenden Klischee halten die Landwirte im Kreis Soest entgegen. Um aufklärend zu wirken, hatte der Kreisverband Soest des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) nun Vertreter aus der Landwirtschaft, der Kreisverwaltung, des Erzeugerrings Westfalen und der Politik zur Betriebsbesichtigung auf den Herringser Hof von Philipp und Karl-Heinz Schulze zur Wiesch in Bad Sassendorf zu Gast. Geladen waren auch die heimischen CDU-Landtagskandidaten Jörg Blöming (Ost) und Heinrich Frieling (West) sowie der CDU-Bundestagskandidat Hans-Jürgen Thies. Von ihnen erhoffen sich die Landwirte politische Hilfestellung, verdeutlichte WLV-Kreisverbandsvorsitzender Josef Lehmenkühler die derzeitige Schieflage einer in den Köpfen negativ belasteten Branche. Beim Rundgang durch die Stallungen konnten sich die Beteiligten von einer nachhaltigen, artgerechten und auf das Wohl des Tieres ausgerichtete Tierhaltung überzeugen. Um eine auch wirtschaftlich tragbare, an der Nachfrage des Verbrauchers ausgerichtete Tierhaltung umzusetzen, brauche es mehr Planungssicherheit, bekräftigten die Landwirte. Der Betrieb der Familie Schulze zur Wiesch hält 450 Sauen mit Ferkelaufzucht. Schon anhand des Deckzentrums wird deutlich, welche Kompromisse die Landwirte eingehen müssen, um mit einer „sich viel zu schnell ändernden Gesetzgebung“ konform gehen zu können, verdeutlichte Philipp Schulze zur Wiesch. So etwa müssen seit Anfang des Jahres die Kastenstände so groß sein, dass die Sau in Seitenlage ausgestreckt liegen kann. „So schnell können wir gar nicht reagieren“. Der Investitionsbedarf schnelle zu sehr in die Höhe. Für eine 100-prozentige Verwertung von Schweinefleisch sei der Export wichtig. Ein Großteil der Teilstücke (Fett, Pfoten, Köpfe u.ä.) finden in unserer Heimat kaum Abnehmer. Umgekehrt werden gängige Teilstücke importiert. Auch Bio-Ware wird international gehandelt, um die Ware günstig zu halten. Das „Aktionsbündnis ländlicher Raum“ mit rund 20 zusammen geschlossenen Verbänden sei ein guter Vorstoß, die heimische Wirtschaftskraft zu stärken. Kritisiert wurden die rufschädigenden militanten Kampagnen von Tierschützern. Die drei CDU-Kandidaten bekräftigten, sich als Multiplikatoren und Fürsprecher der heimischen Landwirte einsetzen und das Bewusstsein für eine nachhaltige Landwirtschaft in der Bevölkerung schärfen zu wollen. „Wir brauchen in NRW eine Politik, die durch verlässliche Rahmenbedingungen Vertrauen und Anerkennung gegenüber den Landwirten signalisiert. Die CDU möchte ein verlässlicher Partner der Landwirtschaft sein“, sagt Jörg Blöming, der sich unter anderem für ein sinnvolles Landesnaturschutzgesetz stark machen möchte. „Schließlich versorgen uns die heimischen Landwirte mit regionalen, gesunden, kontrollierten und entsprechend sicheren Lebensmitteln“.